Es waren nur wenige Minuten seit unserem Abschied im Büro vergangen, als Tony einige Straßen vom Büro entfernt in meinen Wagen einstieg. Niemand auf der Arbeit sollte von unserer Affäre erfahren. War unsere Trennung unter Kollegen nahezu emotionslos gewesen, platzte meine Sehnsucht nach fremder Haut im gleichen Moment heraus, als mein Liebster die Wagentüre hinter sich geschlossen hatte. Meine Lippen saugten sich förmlich in seinem Gesicht fest, womit ich ihm jede Möglichkeit vereitelte, diesen langerwarteten Augenblick unnötig hinaus zu zögern.
Der Stress meines Arbeitstages fiel mit jeder seiner zärtlichen Berührung langsam von mir ab. Tiefversunken in unserer Zweisamkeit erschrak ich jedoch plötzlich. Eine Politesse hatte heftig an die Seitenscheibe geklopft, und Tony ließ mit einem Mal seine feinfühligen Hände von mir ab. Er öffneten stattdessen das Fenster, so war zwar einen Augenblick lang das Summen des elektrischen Fensterhebers zu hören, doch es verstummte kurz darauf unter der unfreundlichen Aufforderung der Hilfspolizistin. „Fahren sie sofort weiter, anderenfalls sehe ich mich gezwungen ihnen einen Strafzettel zu schreiben.
Tony spürte meine Wut. Er griff deshalb beruhigend nach meiner rechten Hand, und antwortete der neidvoll blickenden Frau in einem völlig verständnisvollen Ton. „Wir sind so gut wie weg. Auf Wiedersehen!“ Postwendend wanderte sein Blick zu mir. Wir verstanden uns in vielen Situationen nahezu wortlos. Auch in diesem Fall deutete ich seine Reaktion richtig. Also starte ich den Motor, und fuhr los.
Das Fahrrad, mit dem mein Traummann zu unserem heimlichen Treffen gekommen war, ließen wir wie geplant und festverschlossen an der Laterne in der Ulmenstraße stehen. Tony war ein leidenschaftlicher Radfahrer. Und ich muss mit einem Lächeln gestehen, sein beinahe tägliches Training kam seinem Körper zu Gute. Bei jeder Gelegenheit die sich mir bot, genoss ich es seinen wohlgeformten Body zu spüren. Seine Waden und vor allem sein Hintern waren knackig und fest. Sein Bauch war wie bei vielen Männer eine seiner Problemzonen. Wobei ich fairer Weise klarstellen muss, dass ansatzweise die Sixpack -Form bereits zu sehen war. Tony war eitel und arbeitete seit Wochen daran, so zog ich ihn hin und wieder damit auf. In diesen Momenten spielte er häufig den Beleidigten, und wandte sich erst wieder zu mir, nachdem ich ihn mit einer liebenvollen Geste besänftigt hatte.
Mittlerweile steuerte ich meinen Wagen durch den zähfließenden Feierabendverkehr. Infolge der anwachsenden Blechlawine erreichten wir unser Ziel erst nach einer halben Stunde, in der das gegenseitige Verlangen spürbar zunahm. Die Waldhütte meiner Eltern lag abseits aller Wanderwege in einem privaten Waldstück direkt am Grünen See. So waren wir völlig ungestört, und ich konnte dem dringenden Bedürfnis meines schwitzigen Körper nach einer Abkühlung nachkommen. Kurzerhand zog ich mich aus, und sprang in das kühle Nass.
Ich planschte in Rücklage, so konnte ich Tony begierig dabei zusehen, wie er seinen Anzug auszog und ihn anschließend ordentlich auf meinen Wagen legte. Seine penible Art konnte mich in solchen Situationen zum platzen bringen. Dann endlich sprang er mit einem mächtigen Satz in den See. Nach nur zwei Schwimmzügen nahm er mich in seine kräftigen Armen, und obwohl die Wassertemperatur für Mitte Juli recht kühl war, glühte mein Körper voller Leidenschaft. Mein Verlangen nach Tony war seit unserer ersten gemeinsamen Nacht mit jedem Treffen intensiver geworden. Zwar waren unsere Rendezvous in den letzten zwei Monaten seltener geworden, doch gerade die dadurch entstandene Sehnsucht, ließ meine Begierde bei jedem Wiedersehen explodieren.
In diesen Momenten waren alle Qualen, die ich im Büro durch seine Anwesenheit ertragen musste, ohne ihn berühren zu dürfen, vergessen. Schließlich musste unsere Beziehung unter allen Umständen geheim bleiben. Denn seine Frau war unsere Chefin.
Die wenigen gemeinsamen Stunden nutzten wir deshalb um so intensiver. Dennoch kam die Trennung, wie so oft, auch an diesem Abend viel zu früh. Ein letzter Kuss, danach ließ mich Tony in der Waldhütte allein zurück. Eine einsame Nacht lag vor mir. Etwas wehmütig trank ich ein Glas Rotwein, und schlief am Ende vor dem Fernseher ein.
Sehr früh am nächsten Morgen weckten mich die sanften Sonnenstrahlen, die durch das Dachfenster auf mein Gesicht schienen. Zu meiner eigenen Verwunderung stand ich kurz darauf auf, ohne dass der Wecker geläutet hatte. Ich hatte Zeit an diesem Morgen, die ich nutzte ausgiebig zu duschen.
Das warme Wasser, das aus den verschiedenen Düsen strömte, massierte dabei wohltuend meinen gestressten Rücken. Die Massagedusche war ein Geschenk für jeden strapazierten Körper. Nach etwa zehn Minuten fühlte ich mich völlig entspannt, und verließ die Duschkabine. Während ich mich mit dem Handtuch abtrocknete, betrachtete ich meinen Körper im Spiegel. Ich kam zu dem Ergebnis, dass ich trotz meiner fünfunddreißig Jahren durchaus mit meiner Figur zufrieden sein konnte. Zweifel, die ich an manchen Tagen hegte, waren an diesem wunderbaren Morgen wie weggeblasen. Stolz auf meine weiblichen Rundungen, zog ich mir mein blaues Kostüm an, das ich am vergangenen Tag vorsorglich mitgebracht hatte. Ein letzter Blick in den Spiegel, und ich fühlte mich für den Tag gerüstet.
Um 7.30 Uhr stieg ich schließlich, trotz eines kargen Singlefrühstücks, das nur aus Tee und Zwieback bestand, wohlgelaunt in meinem Wagen und machte mich nichts ahnend, was dieser Morgen mit sich bringen sollte, auf dem Weg zur Arbeit.
Bereits fünf Minuten nach meiner Ankunft wurde meine Ausgeglichenheit völlig zerstört. Tony kam völlig aufgeregt in mein Büro. Er war so erregt, dass ich selbst aufstehen musste, um die Türe hinter ihm zu schließen. Dann sagte er plötzlich und absolut überraschend. „Lass doch die verdammte Türe. Ab heute können wir uns offiziell treffen. Meine Frau hat mir gestern Abend mitgeteilt, dass sie einen neuen Freund hat, und sich deshalb von mir trennen will.“
Eigentlich hätte mich diese Nachricht in einen Freudentaumel versetzen müssen. Doch ich war über meine Emotionen völlig schockiert. Mein Verlangen nach Tony war schlagartig verschwunden. Stattdessen fühlte ich reine Gleichgültigkeit. Ich hatte nicht die geringste Erklärung für diese Veränderung, und überlegte wie ich diesen urplötzlichen Sinneswandel meinem gestern noch geliebten Traumann darlegen sollte? Schließlich beichtete ich Tony meine Gefühlswende. Daraufhin zog er sprachlos und vollkommen deprimiert aus meinem Zimmer ab. Knall auf Fall endete so unsere heimliche Liebesbeziehung.
Hin und wieder traf ich Tony zu einem One Night Stand. Seit seine Frau ihn verlassen hatte, erreichte meine Begierde, trotz einiger wunderschönen Rendezvous, nie wieder ihren Höhepunkt. Ich musste mir schließlich eingestehen, dass es einzig der Reiz des Verbotenen war, der mein Verlangen nach Tony genährt hatte. Mittlerweile war dieses Feuer vollkommen erloschen. Stattdessen erregte der neue Mann meiner Chefin meine Fantasie. Ich bemühe mich seitdem möglichst oft in seine Nähe zu gelangen. Seine Freundin ist völlig ahnungslos und hegt überhaupt keinen Verdacht. Im Gegenteil sie lobt mich, da ich ihren Freund so sehr bei seinen Aufgaben unterstütze. Francesco hat mein Feuer neu entfacht, und seither hoffe ich jeden Tag voller Sehnsucht, dass er meine Begierde endlich erwidert.