Brauchtum bezeichnet die traditionellen Bräuche und Gewohnheiten einer Gemeinschaft, die oft von Generation zu Generation weitergegeben werden und eine wichtige Rolle in der kulturellen Identität und dem sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft einer Region spielen. Beispielsweise gründen zahlreiche Festtage innerhalb eines Jahres auf religiösen Festen, die fest mit dem christlichen Glauben am Niederrhein verbunden sind, bzw. waren. Einige Traditionen und Feste bestehen deutschlandweit, wobei diese unterschiedlich ausfallen können. Regionale Bräuche sind verschieden. Einige davon haben sich tief in einzelne Feste und Traditionen in der Region Niederrhein, die im Westen Deutschlands liegt, eingebürgert und sind nicht mehr aus dem kulturellen Leben am Rhein wegzudenken. Die folgenden Ausführungen geben einen kleinen Einblick in einige der wichtigsten oder besonderen Bräuche und Traditionen am Niederrhein.
Brauchtum
Zwar werden auch heute noch viele traditionell und christliche Feiertage gefeiert, doch manchmal geht der eigentliche oder der religiöse Aspekt verloren, oder tritt in den Schatten der weltlichen Gepflogenheiten. Zu Weihnachten, Nikolaus, Ostern und zu St. Martin jedoch steht bis heute der christlich-religiöse Hintergrund im Mittelpunkt, auch wenn die kommerzielle Seite dieser Feiertage, dass heißt der Kauf von Geschenken, immer stärker wird.
Brauchtum & Traditionen sind zudem von der jeweilige Geschichte bzw. Vergangenheit und zahlreichen Einflüssen wie Religion, Ausbildung oder der politischen Lage geprägt.
Veranstaltungen
Schützenfeste & Kirmes
Kirmes & Schützenfeste am Niederrhein sind bis heute beliebte Treffpunkte für Jung und Alt. Differenzierter zu sehen sind Großveranstaltungen wie die Rheinkirmes auf den Rheinwiesen in Düsseldorf. Diese zählen eher zu den Großveranstaltungen, die Millionen Menschen aus der gesamten Region anlocken. Im Gegensatz hierzu sind kleine Dorfkirmesfeste ein Highlight für die Bevölkerung der näheren Umgebung. Hier kennen sich die Leute noch, und tauschen bei einem Glas Bier Neuigkeiten und Tratsch aus. Oft wird die Kirmes von der ansässigen Schützenbruderschaft organisiert, so dass Schützenfest und Kirmes in einem Fest verschmelzen.
Hierin zeigt sich bereits der soziale Gedanke der Schützenbruderschaft, die sich häufig kulturell und sozial engagieren, was nicht immer und überall bekannt ist. Schützenfeste werden oft als Trinkgelage gesehen. Dabei sind sie der jährliche Höhepunkt jeder Bruderschaft, die nach vorgegebenen Abläufen stattfinden und das gesellschaftliche Leben der Gemeinschaft unterstützen und fördern. Die Kirmes dient dabei nur als ein Unterhaltungselement. Zentrum eines jeden Schützenfestes ist das Schützenfestzelt, in dem diverse Veranstaltungen und am Abend der Tanz stattfindet. Doch das Bild der Kirmes- und Schützenfeste hat sich vor allem in den größeren Städten stark verändert. Fahrgeschäfte sowie Buden mit diversen Speisen prägen die moderne Kirmes, hinzu kommen die beliebten Bierzelte, in denen bei einem leckeren Glas Bier getanzt, geschunkelt und viel gelacht wird.
Feiertage
Heilige 3 Könige: Am 6. Januar ist der Tag der Sternensänger, die an vielen Orten des Niederrheines von Haus zu Haus gehen, um den Haussegen C+M+B+Jahr über oder neben der Pforte des jeweiligen Hauses zu schreiben. Oft wird das C+M+B mit den drei Heiligen Caspar, Melchior und Balthasar gleich gesetzt, doch eigentlich ist der Segen die Abkürzung für Christus Mansionem Benedicta, Möge Christus dieses Haus segnen. Es handelt sich um einen katholischen Brauch, der mehrere Ziele verbindet. Einerseits erinnert er an die Geschichte der 3 Heiligen, die dem Stern von Nazareth gefolgt waren, und anderseits bringt der Brauch sowohl den Leuten den Segen nach Hause als auch vielen Kindern in der Welt Hilfe. Die Sternensänger sammeln auf Ihrem Weg Gaben für die armen Kinder in der Welt.
Karwoche und Ostern: Die Karwoche, (von Kara=Totenklage) beginnt mit dem Palmsonntag und findet am Karfreitag ihren traurigen Höhepunkt. In dieser Woche wird dem Leiden und der Kreuzigung Jesus gedacht. War in der Vergangenheit die Karwoche durch Fastenspeisen geprägt, ist es heute vor allem der Karfreitag, an dem gefastet, bzw. Fisch gegessen wird. Ostern hingegen ist das Fest der Auferstehung, das in vielen Familien am Ostersonntag mit dem Eiersuchen begonnen wird. Weit verbreitet ist zudem das Osterfeuer, das in der Osternacht im Kreise der Kirchengemeinde entzündet wird. Der Ostermontag gehört der Familie und wird häufig zum Osterspaziergang genutzt. Ostern ist das Fest der Erneuerung. Die Fastenzeit hat ihr Ende gefunden und der Frühling steht vor der Tür. Die Tristes des Winters hat ein Ende und die Natur erwacht zu neuem Leben.
Das Fest der Maria Himmelfahrt zählt zu den ältesten Marienfesten der katholischen Kirche, und wird seit dem 7. Jahrhundert bis heute am Niederrhein jedes Jahr am 15. August mit der Kräuterweihe gefeiert. Zwar ist diese am Niederrhein ein wenig in den Hintergrund geraten, wird aber mittlerweile wieder neu belebt.
Bierkultur
Bierbrauen hat am Niederrhein lange Tradition, eine besondere Bierspezialität ist das obergärige Altbier.
Brauhäuser
In den Brauhäusern werden Traditionen gelebt und gepflegt. Sie sind ein Ort der Kommunikation und vermitteln ein Gefühl der Heimatverbundenheit.
Feiertage
Karneval, auch Fastnacht oder Fasteloavend genannt, wird am Rhein und am Niederrhein ausgelassen gefeiert. Wird das Fest manchmal auf heidnische Kulte zurückgeführt, bei denen die bösen Geister vertrieben werden sollte, ist Karneval eher ein uraltes katholisch-christliches Fest, das sich bereits aus dem Namen Fastnacht, bzw. Karneval herleiten lässt, da diese bereits auf die bevorstehende Fastenzeit hinweisen. Weitere Informationen…
Der Valentinstag am 14. Februar gehört zu den neuzeitlichen Bräuchen am Niederrhein und in ganz Europa. Dieser Tag ist allen Liebenden gewidmet, die Ihre Liebe und Freundschaft dadurch zeigen, dass sie dem Geliebten Geschenke machen. Als eine der häufigsten Liebesbekenntnisse werden Blumen verschenkt. So dass in vielen Köpfen das Gerücht umhergeistert, dass der Valentinstag von der Blumenbranche ins Leben gerufen wurde.
Der 1.Mai wird heute vielfach mit dem Tag der Arbeit gleichgesetzt. Doch traditionell wurde am 1. Mai das Erwachen der Natur gefeiert. Weit verbreitet ist der Tanz in den Mai. Zudem stellen junge Männer ihren ausgewählten Frauen ein Maibäumchen vor das Haus. Der prächtige Maibaum, der von der gesamten Dorfgemeinschaft aufgestellt wird, steht hingegen zumeist auf dem Dorfplatz, schließlich soll er alles Böse verscheuchen.
Die Pfingsttage nutzen viele Niederrheiner für einen Kurzurlaub an die holländischen Nordsee, das hat vor allem bei den Jugendlichen Tradition. Für diejenigen, die am Niederrhein bleiben, bietet der Flachsmarkt, ein mittelalterliche Markt, ein besonderes Ausflugsziel. Er erinnert an die lange Tradition, die Märkte in der Vergangenheit jedes Frühjahr am Niederrhein besaßen.
Industriekultur
Die Entwicklung der Industrie, Wirtschaft und der technische Fortschritt hatte und hat immer noch großen Einfluss auf das Leben der Menschen sowie auch auf das Brauchtum und Traditionen. Der Feiertag Tag der Arbeit am 1 Mai ist nur einer der vielen Aspekte.
Kirchen, Kloster & Kapellen
Münster St. Vitus Mönchengladbach
Münster St. Vitus, die romanische Basilika mit gotischer Chorhalle befindet sich auf dem Abteiberg der Stadt Mönchengladbach. Die Bibelfenster der sehenswerten Basilika Münster St. Vitus stammen aus dem 13. Jahrhundert und gehören zu den bedeutensten in Deutschland....
Kloster Langwaden Grevenbroich
Kloster Langwaden, das ehemalige Prämonstratenserinnenkloster in Grevenbroich wird heute vom Zisterzienserorden genutzt. Hier wohnen und arbeiten allerdings nicht nur die Mönchen. Auch für Gäste gibt es ein Angebot. Beispielsweise befindet sich in der dreiflügelligen...
Wallfahrtskirche zur Schmerzensmutter
Im Zentrum des Wallfahrtsortes Aengenesch steht die Wallfahrtskirche Zur Schmerzensmutter, die heute zur Pfarrgemeinde St.Maria Magdalena Geldern gehört. Die aus Stein erbaute Kapelle stammt aus dem 15. Jahrhundert und beherbergt ein Gnadenbild der...
Kreuzkapelle Hinsbeck
Die Kreuzkapelle steht auf dem so genannten Hagelkreuzberg in Hinsbeck. Sie wurde um 1724 erbaut. Bevor die Kapelle errichtet wurde, setzten die Bürger in einer feierlichen Prozession jedes Jahr ein Holzkreuz auf die Anhöhe, um die Ernte auf den Feldern vor Unheil zu...
Feiertage
An Allerheiligen am 1. November wird allen Heiligen der Kirche gedacht. Nach den feierlichen Gottes-diensten gehen die Christen auf die Friedhöfe und zünden zum Gedenken der Verstorbenen Kerzen an. An diesem tag treffen sich oft ganze Familien um Ihrer Angehörigen zu gedenken. Lesen sie weiter..
Am 4.September wird der heiligen St. Irmgardis vom Niederrhein gedacht. Sie ist Stadtpatronin Süchtelns, wo sie um 1520 sehr zurückgezogen lebte, bevor sie einige Pilgerfahrten nach Rom machte. Heute werden zu Gedenken der heiligen Irmgardis in der gleichnamigen Kapelle auf den Süchtelner Höhen feierliche Prozessionen durchgeführt.
St. Martin Fest wird am 11. November zum Gedenken des heiligen St. Martin gefeiert, der der Legende nach an einem kalten Wintertag seinen Mantel mit dem Schwert teilte, um ihn einem frierenden Bettler zu teilen. St. Martin steht dadurch für Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Er ist gleichzeitig Patron für Bettler. Kinder und viele andere. An diesem Tag ziehen Kinder mit Laternen durch die Straßen und bekommen für die Lieder die sie singen kleine Geschenke. ein ganz besonderer Martinszug findet in der Stadt Kempen statt. Er gehört zu prächtigsten Martinsumzügen am Niederrhein, denn hunderte von Kindern laufen mit ihren Fackeln über die Rinstraße der Stadt. Weitere Bräuche zu St. Martin ist die Martinsgans und das Martinsfeuer.
Adventszeit
Erster Höhepunkt der Adventszeit ist St. Nikolaus am 6. Dezember, der in der Vergangenheit am Niederrhein von großer Bedeutung war. An diesem Tag wurde früher die Bescherrung vollzogen. Stellt man heute geputzte Schuhe vor die Tür, waren es früher Holzklotschen, die wie man erhoffte am nächsten Tag vom Nikolaus gefüllt waren. Doch heute ist der 24. Dezember der ultimative Höhepunkt jedes Weihnachtsfestes. Denn dieser Tag wird zu Gedenken an die Geburt Jesu Christi gefeiert. An diesem Tag leuchten überall Lichter, und ein bunt geschmückter Weihnachtsbaum gehört für viele Menschen ebenfalls zu Weihnachten, obwohl er am Niederrhein erst nach 1900 Brauch wurde. Waren es anfänglich evangelische Christen, die einen Weihnachtsbaum auftstellten, findet man den geschmückten und mit Lichtern verzierten Baum heute am ganzen Niederrhein.
Weihnachtsmärkte
Ebenfalls zur Adventszeit gehören heute Weihnachtsmärkte. Die Vielfalt an Weihnachtsmärkten am Niederrhein ist groß und reicht von traditionellen Weihnachtsmärkten über caritative Weihnachtsmärkte bis hin zu modernen Weihnachtsmärkten.